Die Vorkalkulation einer Nutzung bietet Ihnen nicht nur Informationen über die zu erwartenden Kosten und Erlöse, sondern ist auch Grundlage für die Verhandlungen mit Dienstleistern und Holzkäufern sowie für die Planung der Holzabfuhr.
Zentrale Größe für die Wirtschaftlichkeit der Holzernte ist der „Holzerntekostenfreien Erlös', d. h. der Deckungsbeitrag. Dabei werden die Holzerntekosten für das gewählte Arbeitsverfahren dem Verkaufs-erlös gegenübergestellt. Der Verkaufserlös lässt sich aus den Holzerntemengen der Sortimente und den zu erwartenden Holzpreisen ermitteln.
Die gesamte Erntemenge des negativ ausgezeichneten Holzes schätzen Sie in der Regel jeweils über den Mittelstamm, d. h. den durchschnittlichen Stamm, der jeweiligen Baumarten ein. Dafür legen Sie dessen Höhe und dessen durchschnittlichen BHD (Durchmesser in Brusthöhe/ bei 1,30m) fest. Natürlich findet die Vorkalkulation noch vor der Holzernte und damit vor der eigentlichen Holzaufnahme statt. Das macht diese Mengenermittlung besonders schwierig und erfordert Erfahrung. Lassen Sie sich hier bei Bedarf von Ihrem forstlichen Berater und Betreuer helfen.
Informieren Sie sich über die aktuellen regionalen Marktpreise für die geplanten Sortimente, z. B. bei ihrem forstlichen Berater und Betreuer. Holen Sie erste Angebote für die geplanten Fremdleistungen ein, um die Holzerntekosten durch Unternehmer zu schätzen. Auch Eigenleistungen, d. h. eigene Maschinenkosten und den Zeitbedarf, sollten Sie bewerten.
Eine einfache Hilfe für die Vorkalkulation ist diese Excel-Lösung. Wenn Sie noch keine Angebote für Fremdleistungen eingeholt haben, finden Sie Beispielkosten für verschiedene Holzernteverfahren auch auf der Holzernte-CD des KWF. Detailliertere Ergebnisse erhalten Sie mit den kostenfreien Software-Lösungen Datenbasis Waldarbeit, HeProMo, kNN-Workbook und Holzernte. Zum Teil müssen eigene Daten eingeben werden, zum Teil stehen bereits Ausgangsdaten zur Verfügung. Je konkreter aber die Werte sind, mit denen Sie rechnen, desto realistischer ist auch das Ergebnis! Beachten Sie die Erklärungen zur Software, Ihre Aussagefähigkeit und mögliche Fehleinschätzungen. Es ist hilfreich an einzelnen Stellschrauben zu drehen, um herauszufinden, wie sich eine Veränderung der Ausgangsdaten auf das Ergebnis auswirkt.
Grundsätzlich sollten Sie aber die Wirtschaftlichkeit einer Holznutzung und eines Arbeitsverfahrens über einen längeren Zeitraum betrachten. Pflegliche und ergonomische Maschinen kosten viel Geld. Unternehmer, die in moderne waldschonende Technik investieren, sollten dies auch honoriert bekommen. Auch der Einsatz eines regionalen Unternehmers als Vertrauensperson kann ein Argument dafür sein, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen.
Ein Verlust kann vorkommen, wenn die Holzpreise sehr niedrig sind, es sich um einen schwach dimensionierten oder geschädigten Bestand handelt oder die Holzerntebedingungen schwierig sind (z. B. Steilhänge, weite Rückeentfernungen). Überlegen Sie in diesem Fall, ob die Maßnahme durch das Hin-ausschieben um 2-3 Jahre lukrativer wird (z. B. stärkeres Holz, günstigere Holzmarktsituation). Bedenken Sie dabei aber auch die möglichen waldbaulichen Folgen einer solchen Verschiebung. Ein erhöhter Pflegeaufwand in jungen Beständen kann sich später auszahlen. Manchmal hilft zudem schon eine Kooperation mit den forstlichen Nachbarn, um die Holzerntekosten zu verringern (Blockbildung). Sprechen Sie die umliegenden Waldbesitzer direkt an oder bitten Sie Ihren forstlichen Berater und Betreuer um Unterstützung.
Die Vorkalkulation der Hiebsergebnisse eines Nutzungsblockes ist für die Verhandlungen mit den Holzernteunternehmen und Holzeinkäufern sowie für die Planung der Abfuhrlogistik notwendig. Gleichzeitig bietet die Vorkalkulation eine solide Grundlage zur Information des Waldbesitzers über die zu erwartenden Kosten und Erlöse.
Die Vorkalkulation umfasst drei Bereiche:
1. Abschätzung der Holzerntemenge nach Baumarten und Sortiment,
2. Ermittlung der Holzpreise für die erwartete Verkaufsmenge und
3. die Herleitung der Holzerntekosten unter den zugrundeliegenden Bedingungen.
Sind diese Werte gründlich erhoben, können die Ergebnisse den Waldbesitzern übergeben werden. Eine hohe Übereinstimmung der geplanten Ergebnisse mit den späteren Ist-Zahlen stärkt die Motivation und das Vertrauen der Waldeigentümer und überzeugt nicht zuletzt bisher zögerliche Waldbesitzer zum Mitmachen bei einer folgenden Mobilisierungsmaßnahme. Das Abschätzen der Hiebsmenge nach Baumart und Sortiment kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. Besonders genau können die Daten über eine Kluppung des ausscheidenden Bestandes erfolgen. Hinzu kommen einige repräsentative Höhenmessungen. Dieses auf-wendige Verfahren ist jedoch nur dann zu empfehlen, wenn es um die Ernte besonders wert-voller Bestände geht. Für die Ernte in schwachen und mittelstarken Hölzern ist die Schätzung des so genannten Mittelstammes des ausscheidenden Bestandes je Baumart ausreichend. Voraussetzung ist aber, dass
1. die Stückzahl beim Auszeichnen gezählt wird und
2. das Behandlungsmodell konsequent eingehalten wird
Es soll eine Erntemaßnahme auf einem 1,5 ha großen, mit junger Fichte und etwas Kiefer bestockten Fläche vorgenommen werden.
Während der Auszeichung des Bestandes wird folgender Mittelstamm bestimmt:
Fichte = 21m Höhe und 22cm BHD; Kiefer = 17m Höhe und 19cm BHD.
Das Kalkulationsprogramm ermittelt hieraus im Tabellenblatt „Vorkalkulation Menge“ die Länge und den Mittendurchmesser des verwertbaren Stammteils, für die Fichte 16m mit 15cm. Mit diesen Werten kann nun aus einer Kubiktabelle das zugehörige Volumen abgelesen und in die Tabelle per Hand eingetragen werden.
Im nächsten Schritt sind nun der Stammholz-, Industrieholz- und Energieholzanteil der Maßnahme zu schätzen. Für die Fichte nehmen wir im Beispiel folgende Verteilung an: Stammholz = 40%, Industrieholz = 50% und Energieholz = 10%.
Nun fehlt noch die Aufteilung des Stammholzes auf Stärkeklassen. Da es sich um sehr schwaches Holz handelt, wird für die Fichte ein Verhältnis L1b = 80% und L 2a = 20% erwartet. Als letztes müssen die Güteerwartungen eingetragen werden, im Beispiel wird Güte B = 85%, C = 10% und D = 5% prognostiziert.
Für die Berechnung der Erlöse wurde das Tabellenblatt „Vorkalkulation Holzpreise“ entwickelt. Hier können die aktuellen Holzpreise hinterlegt werden. Gleiches gilt für die Kosten des Unternehmereinsatzes, diese sind im Tabellenblatt „Vorkalkulation HE-Kosten“ einzutragen. Die Zahlen des Beispiels können dort im Einzelnen nachvollzogen werden. Das Tabellenblatt „Vorkalkulation kurz“ liefert das komprimierte Ergebnis (Deckungsbeitrag) des Hiebsvorhabens absolut und bezogen auf die einzuschlagende Hiebmasse sowie auf die zu bearbeitende Flächengröße.
Bei der hier angebotenen Kalkulationshilfe handelt es sich nur um ein sehr einfaches Tool mit konkreter Anwendung auf vorgesehene Hiebsmaßnahmen. Für große Vorhaben können auch komplexe Programme erworben werden.
Musterdokument Vorkalkulation
Weitere Sachinformationen
Waldwissen.net: Kalkulationshilfen